Aktuell zeigt sich das Wetter noch wechselhaft, in Kürze wird es in Europa aber wieder heiß. Hitze ist für ältere Menschen weit mehr als nur unangenehm, sie kann sie zur ernsthaften Gesundheitsgefahr werden. Denn mit zunehmendem Alter verliert der Körper schrittweise die Fähigkeit, sich an hohe Temperaturen anzupassen. Die körpereigene Wärmeregulierung verlangsamt sich, das Durstgefühl nimmt ab, die Schweißproduktion lässt nach – und viele merken zu spät, wie sehr ihnen die Hitze bereits zusetzt.
Angesichts des Klimawandels, der nicht nur die durchschnittlichen Temperaturen steigen lässt, sondern auch häufiger extreme Hitzetage mit sich bringt, ist gezielter Hitzeschutz im Alter wichtiger denn je. Mit Aufmerksamkeit, guter Vorbereitung und gezieltem Einsatz smarter Hilfsmittel lassen sich Risiken deutlich senken und Lebensqualität bewahren. Wir geben Tipps zur Kühlung im Sommer, welche Tools es am Markt gibt und worauf Sie in der heißen Zeit achten sollten.
Warum wir uns diesem Thema widmen: Ältere Menschen kommen mit Hitze weniger gut klar. Die Haut gibt im Alter Wärme langsamer ab, da die Durchblutung der Hautflächen reduziert ist. Das Herz-Kreislauf-System arbeitet weniger leistungsfähig, transportiert damit weniger Wärme an die Hautoberfläche, und auch die Funktion der Nieren nimmt ab. Der Wasseranteil im Körper älterer Menschen ist geringer, dadurch steigt das Risiko für Dehydrierung. Medikamente, chronische Erkrankungen wie Herzprobleme oder Diabetes verstärken diese Belastung noch zusätzlich.
Gerade bei schnellen Temperaturwechseln, schwülen Tagen oder Hitzewellen kommt der Körper älterer Menschen oft nicht mehr hinterher. Viele Menschen leben zudem allein, bewegen sich weniger oder sind sozial isoliert – ein zusätzlicher Risikofaktor, wenn Warnzeichen übersehen oder nicht rechtzeitig Hilfe geholt wird.

Hitzeschutz: So bleibt’s im Sommer angenehm statt anstrengend
- Aktivitäten in die kühlen Tageszeiten verlegen
Körperliche Anstrengungen sollten nach Möglichkeit auf den frühen Morgen oder die Abendstunden gelegt werden. Spaziergänge, Einkäufe oder Gartenarbeit sind in dieser Zeit deutlich weniger belastend. Während der Mittagszeit ist es besser, sich im Haus oder im Schatten aufzuhalten. Sorgen sie für Sonnenschutz, wenn sie ins Freie gehen.
- Checken Sie die Hitzeverträglichkeit Ihrer Medikamente
Bestimmte Arzneien wie blutdrucksenke Mittel, Sedativa sowie Antidepressiva und Neuroleptika können sich bei Einnahme negativ auf die Hitzeverträglichkeit auswirken oder dafür sorgen, dass man schneller dehydriert. Klären Sie mit Ihrem Arzt ab, ob Ihre Medikamente davon betroffen sind. Bei Pflasterapplikationen ist es möglich, dass durch die stärke Durchblutung bei hohen Temperaturen eine Steigerung der Dosis mit Hitze einhergeht. Achten Sie auch darauf, dass Sie ihre Medikamente keiner Hitze aussetzen – lagern sie diese bei maximal 25 Grad.
- Wohnräume kühl halten
Halten Sie Fenster und Türen sowie Vorhänge oder Rollläden unter tags geschlossen, um die Sonnenwärme draußen zu halten. Was nicht erwärmt wird, braucht auch nicht gekühlt werden! Lüften Sie erst dann, wenn die Temperaturen sinken, also am Abend oder nachts. Lüften Sie dann intensiv durch, öffnen sie am besten alle Fenster und lassen komplett durchlüften. Ventilatoren oder mobile Klimageräte können zusätzlich helfen – auch eine Schale kaltes Wasser vor dem Ventilator kann für Erfrischung sorgen.
Halten Sie Plätze und Räume, in denen Sie sich gerne aufhalten, schattig: Mit Markisen, Sonnenschirmen und Rollos/Jalousien. Die gibt’s automatisiert und mit App-Steuerung – aber auch günstig und einfach zu montieren bei Ikea & Co.
Sollten Sie über eine Betonkernaktivierung – also einer Kühlung über eine Bauteilaktivierung – verfügen, so öffnen Sie bei hohen Temperaturen keinesfalls die Fenster. Der Grund: Auf den kühlen Wänden bildet sich dann Kondenswasser, ihre Wohnung wird zur Tropfsteinhöhle.
- Ausreichend trinken – auch ohne Durst, leichtes Essen
Gerade im Alter lässt das Durstgefühl oft nach. Daher ist es wichtig, regelmäßig und bewusst zu trinken – am besten Wasser, Mineralwasser oder ungesüßten Tee. 1,5 bis 2 Liter pro Tag gelten als Richtwert, bei großer Hitze darf es auch mehr sein. Es gibt smarte Trinkerinnerungen, die Sie dabei unterstützen. Vermeiden Sie Alkohol und stark zuckerhaltige Getränke.
- Leichte, wasserreiche Mahlzeiten bevorzugen
Nehmen Sie lieber mehrmals am Tag kleinere anstatt nur wenige aber große Mahlzeiten zu sich. Statt schwerer, fettiger Kost sind im Sommer leichte Gerichte besser verträglich: Salate, gedünstetes Gemüse, Wassermelonen, Beeren oder Joghurt sind nicht nur nährstoffreich, sondern auch erfrischend.
- Den Körper gezielt abkühlen
Kühle Duschen, lauwarme Fußbäder oder feuchte Tücher auf Nacken und Handgelenke können helfen, die Körpertemperatur zu senken. Auch das Tragen von heller, luftiger Kleidung aus Naturfasern trägt zum Wohlbefinden bei.
- Frühzeitig auf Warnzeichen achten
Schwindel, Kopfschmerzen, ungewöhnliche Müdigkeit, Übelkeit oder Konzentrationsprobleme: All diese Beschwerden können Anzeichen für einen Hitzschlag oder Kreislaufkollaps sein. Gehen Sie in diesem Fall an einen kühlen Ort, und trinken Sie viel. Da es durch starkes Schwitzen zu einem Mangel an Elektrolyten kommen kann, darf dieses Wasser auch gerne leicht gesalzen sein. Kühlen Sie Kopf, Nacken und Hände und Füße mit feuchten Tüchern.
Sollte jemand auf Ansprache nicht mehr reagieren, so rufen Sie medizinische Hilfe.
- Soziale Kontakte aktivieren
Angehörige, Nachbarn oder Pflegepersonen sollten besonders an heißen Tagen regelmäßig nach dem Befinden älterer Menschen fragen. Ein kurzes Telefonat oder Besuch kann Leben retten – vor allem bei alleinlebenden Personen.

Wie smarte Technologie helfen kann
Gerade für ältere Menschen kann smarte Technik eine wertvolle Unterstützung sein. Hier einige Beispiele, wie digitale Helfer zum Hitzeschutz beitragen können:
- Smarte Jalousien oder Rollläden lassen sich automatisiert schließen, sobald die Sonne auf das Fenster trifft.
- Temperatursensoren warnen bei Überhitzung im Raum und lösen auf Wunsch automatische Belüftung oder Warnmeldungen aus.
- Trink-Erinnerungs-Apps oder Smartwatches mit Hydration-Reminder helfen, regelmäßiges Trinken nicht zu vergessen.
- Sprachassistenten (z. B. Alexa, Google Home) informieren über aktuelle Wetterwarnungen und helfen bei der Tagesplanung.
- Pflege- und Gesundheits-Apps dokumentieren Wohlbefinden und geben Angehörigen oder Pflegepersonal frühzeitig Hinweise auf Auffälligkeiten. Einige dieser Systeme sind bereits mit Wetterdaten verknüpft und warnen bereits vor einer Hitzewelle, sich darauf vorzubereiten. Und sollte es bereits Daten zu gesundheitlichen Reaktionen aus der Vergangenheit geben, geben diese Systeme individuelle Tipps, um mit der Hitze umgehen zu lernen.
Mit Vorbereitung sicher durch die heißen Tage
Hitze muss kein Risiko sein – wenn man weiß, wie man sich schützt. Wer frühzeitig Vorkehrungen trifft, auf Warnzeichen achtet und bei Bedarf moderne Hilfsmittel einsetzt, kann den Sommer auch im Alter genießen. Besonders wichtig ist es, soziale Netzwerke zu aktivieren und die Bedürfnisse älterer Menschen ernst zu nehmen – denn Hitzeschutz beginnt bei Aufmerksamkeit und endet bei gemeinsamer Fürsorge.

Author: Anja Herberth
Chefredakteurin