Ausreichend zu trinken ist für unsere Gesundheit essenziell – doch gerade im Alter fällt das vielen Menschen schwer. Im Sommer ist es besonders wichtig, genug zu trinken. Das hat auch damit zu tun, wir im Alter schrittweise die Fähigkeit verlieren, uns an hohe Temperaturen anzupassen: Das Durstempfinden nimmt ab, die Haut gibt im Alter Wärme langsamer ab, unser Herz-Kreislaufsystem arbeitet weniger leistungsfähig. Und manchmal vergessen wir schlichtweg, regelmäßig zur Wasserflasche zu greifen. Medikamente und Erkrankungen können diese Belastungen noch zusätzlich verstärken.
Die Folgen können gravierend sein: Bei Müdigkeit beginnend, über Konzentrationsschwäche, Verwirrtheit bis hin zu Krankenhausaufenthalten aufgrund von Dehydrierung. Flüssigkeitsmangel beeinträchtigt auch den Kreislauf und führt zu Schwindel, Schwächegefühl und Kreislaufkollaps – das erhöht auch das Risiko für Stürze.
Trinkerinnerungen helfen dabei, ältere Menschen sanft, regelmäßig und individuell ans Trinken zu erinnern – und entlasten zugleich pflegende Angehörige und Betreuungspersonen. Diese Hilfen sind nicht nur ein Komfort-Feature, sondern sind auf Grund der Folgen von Dehydrierung ein medizinisch relevanter Bestandteil von Alltagsunterstützung.
Wir zeigen, welche Konzepte es gibt und welche Systeme sich in der Praxis bewährt haben.

Wie erinnern Trinkerinnerungen?
Die Angebote am Markt lassen sich grob in vier Kategorien unterteilen:
- Zeitgesteuerte Erinnerungen (Timer-basiert)
Beispiel: Digitale Armbanduhren, Lösungen wie Drinktimer (der-drinktimer.de), sprechende Wecker, klassische Trinkerinnerer
- Erinnern akustisch oder per Vibration in festen Intervallen
- Günstig & einfach, oft auch offline nutzbar
Vorteil: Einfach, kostengünstig
Nachteil: Reagiert nicht auf tatsächliches Trinkverhalten
Intelligente Trinkgefäße (Smart Bottles & Becher)
Beispiel: Ulla (Ulla.io), HidrateSpark (hidratespark.com/)
- Messen das tatsächliche Trinkverhalten (z. B. über Bewegungssensor oder Gewicht)
- Erinnern per Licht- oder Tonsignal direkt am Gefäß
- Manche Modelle sind mit Apps gekoppelt
Vorteil: Direkte Erinnerung am Ort der Handlung
Nachteil: Teilweise aufwändige Bedienung für ältere Menschen mit Einschränkungen.
- App-basierte Erinnerungen & Monitoring
Beispiel: Apps wie „Water Minder„, „Aqualert„, Care-Apps mit Pflegeanbindung
- NutzerInnen erhalten Erinnerungen am Smartphone oder Tablet
- Im Pflegekontext: Daten können für Angehörige oder Pflegedienste sichtbar gemacht werden
- Je nach App teilweise Kombination mit Medikamentenerinnerungen
Vorteil: Flexibel, anpassbar, oft mit Protokollfunktion
Nachteil: Bedienung erfordert Grundkenntnisse im Umgang mit digitalen Geräten. Sollte eine Care-App bereits im Einsatz sein, fragen Sie nach, ob diese auch eine Trinkerinnerung bietet.
- Integrierte smarte Haustechnik & Assistenzsysteme
Beispiel: KI-gestützte/digitale Assistenzsysteme und AAL-Umgebungen
- Trinkerinnerung wird Teil eines Gesamt-Konzepts (z. B. Lichtsignal in Wohnraum, Sprachhinweise über Lautsprecher)
- Automatisierte Analyse von Routinen, KI-gestützte Erinnerung bei Abweichung
Vorteil: Niedrigschwellige, unaufdringliche Integration in den Alltag
Nachteil: Hoher technischer Aufwand & Kosten, der sich vor allem für Sturzsensorik, etc. auszahlt. Trinkerinnerungen können ein Teil dieser Konzepte sein – fragen Sie nach, wenn diese bereits in Verwendung sind. Assistenzsysteme sind übrigens zunehmend förderfähig (z. B. durch Pflegekassen oder Förderprogramme der Bundesländer).

Erfahrungswerte aus der Praxis
In Gesprächen mit Anbietern, pflegenden Angehörigen und Fachkräften aus dem Bereich der Alltagsunterstützung zeigt sich, dass die Wirksamkeit von Trinkerinnerungssystemen stark von ihrer Gestaltung und Integration in den Alltag abhängt.
Ein essentieller Aspekt ist die aktive Einbindung der Nutzerinnen und Nutzer. Wenn ältere Menschen mitentscheiden können, wie und wann sie erinnert werden möchten, erhöht das die Akzeptanz und trägt dazu bei, dass das jeweilige System auch wirklich genutzt wird. Eventuell ist Wasser alleine nicht ausreichend: Tees oder Systeme wie air up bieten mehr Geschmack und sind eine attraktivere Alternative. Air up arbeitet mit Duft Pods, beim Trinken wird die Luft so zum Geschmacksträger – ohne etwas anderes als Wasser zu trinken (zur Site).
Ein zentraler Erfolgsfaktor ist die individuelle Ansprache. Einfache Pieptöne oder standardisierte Signale, die regelmäßig erinnern, verlieren schnell ihre Wirkung. Dagegen werden Erinnerungen, die durch vertraute Stimmen – etwa die von Angehörigen – oder sympathische Sprachassistenten übermittelt werden, wesentlich besser angenommen und emotional positiver bewertet.
Auch optische Signale haben sich in der Praxis bewährt. Gerade bei älteren Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen sind blinkende Lichter oder leuchtende Trinkgefäße wirkungsvolle Erinnerungen.
Besonders erfolgreich sind Systeme, die Trinken mit bestehenden Routinen verknüpfen. Wenn das Trinken beispielsweise im Zusammenhang mit der Tabletteneinnahme oder zu bestimmten Essenszeiten stattfindet, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass diese Erinnerungen auch tatsächlich umgesetzt werden.
Viele gute Ansätze, individuelles Vorgehen notwendig
Die Vielfalt an Trinkerinnerungs-Systemen zeigt: Der Markt entwickelt sich dynamisch und reagiert auf die wachsende Bedeutung von Alltagsassistenz im Alter. Je nach individueller Situation, Technikaffinität und Wohnumfeld eignen sich ganz unterschiedliche Systeme – von der einfachen Weckerlösung bis hin zum vernetzten Smart-Home-Assistenten.
Sie haben Erfahrungen oder Fragen zum Thema Trinkerinnerungen?
Schreiben Sie uns an redaktion@sbc.co.at oder nehmen Sie an unserer Markterhebung für pflegende Angehörige teil: Zu unserer Umfrage

Author: Anja Herberth
Chefredakteurin