Unsere Themen:
- Der Artikel als Video
- Welche Tricks das Trinken und Essen erleichtern
- Trinken
- Kochen & Zubereiten
- Essen
Im Alltag sind es oft die kleinen Dinge, die den großen Unterschied machen. Alltagshilfen sind unauffällig, aber wirkungsvoll – sie geben Halt, Struktur und Orientierung und schenken auch pflegenden Angehörigen Unterstützung. Viele dieser Lösungen gibt es längst, sie sind nur noch zu wenig sichtbar. In diesem Artikel geben wir Ihnen einen Überblick, welche Esshilfen am Markt verfügbar sind.
Die Lust am Essen und Trinken bewahren – auch bei Einschränkungen
Beim Essen geht es um Genuss, um Freude und Selbstbestimmung. Die richtigen Hilfen wirken unauffällig, ohne nach „ich brauche Hilfe“ auszusehen. Sie geben Sicherheit – und bewahren gleichzeitig die Würde am Tisch. Im Alter lässt die Kraft nach, die Hände zittern, und die Unsicherheit beim Greifen nimmt zu. Bei Erkrankungen wie Demenz/Alzheimer und Multiple Sklerose, oder auch nach Schlaganfällen gibt es Alltagshelfer, die den dafür typischen Einschränkungen und Symptomen entgegenwirken. Diese kleinen Helfer, die wir nun vorstellen, sind nicht nur praktisch – sie schenken Würde und Freude am Essen. Wichtig dabei: Wählen Sie Hilfen, welche die Selbständigkeit fördern. Denn was einmal verlernt ist, kommt nicht mehr zurück.
Wir stellen hier u.a. die Produkte des deutschen Herstellers Ornamin vor, der mit hoher Qualität noch in Westfalen/Deutschland produziert. Sind Lösungen auch über chinesische Online-Händler wie Temu billiger zu erhalten? Ja klar! Wir stellen jedoch – falls vorhanden – europäische Lösungen vor den Vorhang, da wir die hochqualitativ produzierenden europäischen Unternehmen unterstützen wollen. Gerade bei Esshilfen zählt hochwertiges, schadstofffreies Material – frei von schädlichen Zusatzstoffen. Die Lösungen von Ornamin sind recyclebar und können größtenteils auch wieder eingemahlen und wiederverarbeitet werden. Die Produkte wurden seitens der Unternehmen zum Test zur Verfügung gestellt.
Welche Tricks das Trinken & Essen erleichtern
Es gibt mittlerweile sehr viele Produkte am Markt, die beim Essen und Trinken unterstützen: Ergonomisch geformte Trinkbecher erleichtern das selbständige Trinken auch bei Einschränkungen. Ein hoher Rand und rutschfester Boden sorgen dafür, dass das Essen in den Behältnissen bleibt und nicht so leicht verrutscht. Wer nicht mehr so viel Kraft in den Händen verspürt, stark zittert und die Hand nicht mehr schließen kann, findet Unterstützung bei speziellem Besteck mit stärkerer, griffiger Ergonomie. Schüsseln mit Neigungsboden führen Flüssigkeit und Essen automatisch in die Essrichtung – ideal auch für einhändiges Essen. Eine große Standfläche sorgt für Stabilität und Standfestigkeit, auch wenn einmal am Becher oder Teller versehentlich gestoßen wird.
Achten Sie auf Spülmaschinenfestigkeit & Eignung für die Mikrowelle, falls sie diese Eigenschaften für den Alltag benötigen. Leichte Becher ermöglichen ein einfacheres Trinken, wenn die Kraft in den Armen fehlt. Einige Produkte halten das Essen und Trinken durch eine Warmhaltefunktion länger warm – für alle, die im eigenen Tempo Essen und Trinken. Hier eine Auswahl an verfügbaren Lösungen im Detail:
Trinken
Anti-Rutsch-Konzepte bei feuchten & zittrigen Händen
Ein sicherer Halt beim Trinken trotz feuchter oder zittriger Hände: Zum einen gibt es Produkte mit erhabenen Ringen, die rund um die Becher umlaufen und damit für einen sicheren Halt sorgen. Weiters gibt es Becher mit leicht rauer Oberfläche für einen guten Griff. Eine große Bodenfläche bedeutet eine gute Standfestigkeit, große ergonomisch geformte Henkel unterstützen beim sicheren Greifen mit einer Hand.
Achten Sie darauf, dass die Produkte aus bruchstabilem Kunststoff sind, falls der Becher doch einmal aus der Hand rutschen sollte. In Kombination mit Trink- und Schnabelaufsätzen kann zusätzlich die Flüssigkeit gut dosiert werden. Ein langer Schnabel sorgt dafür, dass der Kopf beim Trinken nicht zu sehr in den Nacken gelegt werden muss.
Becher für Einschränkungen im Schulter-Nacken-Bereich, motorische Einschränkungen der Arme Hände & Finger, Tremor
Becher mit einem innenliegenden Kegel („Eistütenform“) ermöglichen das Trinken, ohne den Kopf zu stark in den Nacken legen oder den Arm zu stark anheben zu müssen. Er ist ideal bei einer eingeschränkten Halswirbelsäule, bei fehlender Feinmotorik oder Tremor. Er funktioniert auch im halbaufrechten Sitzen. In Kombination mit Trinkaufsätzen kann dieser Effekt durch einen langen Schnabel zusätzlich noch verstärkt werden.
Gerade bei motorischen Einschränkungen ist ein großer, ergonomisch geformter Henkel wichtig. Plus: Standfestigkeit durch eine große Bodenfläche.
Trinkaufsätze bei Schluckbeschwerden – langsames Trinken
Dysphagie ist der Fachbegriff für Schluckstörungen: Die Betroffenen haben ein Problem, feste Nahrung und Flüssigkeiten zu sich zu nehmen. In Deutschland sind Schätzungen zufolge etwa 5 Millionen Menschen davon betroffen. Die Beschwerden treten häufig bei älteren Menschen auf, die einen Schlaganfall erlitten haben oder an einer neurodegenerativen Erkrankung wie Demenz/Alzheimer oder Parkinson leiden. Aber auch Betroffene von z.B. Kopf-/Hals-Tumoren sind davon betroffen.
Es gibt mehrere Trinkaufsätze, die bei Schluckbeschwerden unterstützen. Bei diesen Lösungen wird die Flüssigkeit durch verkleinerte Öffnungen gut dosiert abgegeben. Der Schluckreflex wird an der Lippe ausgelöst, wodurch das natürliche Trinken weiterhin gefördert wird und die Mundmuskulatur erhalten bleibt.
Die Aufsätze gibt es als Schnabel: Ein langer Schnabel unterstützt dabei, dass der Kopf beim Trinken nicht zu stark in den Nacken gelegt werden muss. Oder dezent und unauffällig, weil die Lösung im Becher elegant verschwindet: Das ermöglich ein selbständiges Trinken ohne Stigmatisierung. Ein anderer Aufsatz unterstützt beim intuitiven Trinken: Das Trinken ist durch Öffnungen entlang des gesamten Umfangs an jeder beliebigen Stelle möglich.
Die Aufsätze sind auch als sehr effektiver Insektenschutz nutzbar.
Die richtige Farb – Gestaltung bei Demenz und Seh-Beeinträchtigungen
Für Menschen mit Demenz und Sehstörungen, wie sie etwa auch bei Multipler Sklerose auftreten, sind farbenfrohe Außen-Farben besonders wichtig, da sie dadurch die Becher und Trinkränder besser erkennen. Ein Klassiker: Rot/Weiß – hier wird bei Einschränkungen des Kontrast- und Scharfsehens besonders gut unterstützt. Die Farbe Rot gibt Orientierung und regt den Appetit an. Dadurch können die Betroffenen länger eigenständig Trinken, was sich positiv auf die Muskulatur, Beweglichkeit und das Selbstwertgefühl auswirkt. Die Innenseiten der Becher sollten in weiß gehalten sein, um die Farbe der Getränke nicht zu verändern.
Kochen/Zubereiten
Ess- und Kochbretter/Zubereitungshilfen bei motorischen Einschränkungen in Armen, Händen und Fingern
Wenn die Kraft in Armen, Händen und Fingern nachlässt oder nach z.B. einem Armbruch nur mehr eine Hand zur Verfügung steht, wird selbst das Zubereiten eines Butterbrotes zu einer Herausforderung. Hier unterstützen Zubereitungshilfen: Spitze Kanten fixieren z.B. das Brot oder auch einen Apfel, wodurch mit einer Hand geschnitten werden kann. Dank eines Antirutsch-Belags auf der Unterseite des Bretts verrutscht es auch nicht am Tisch.
Durch hohe Kanten kleckert nichts und das Anheben des Bretts wird erleichtert. Das Brett ist für Links- und Rechtshänder geeignet und es ist egal, von welcher Seite geschmiert wird.
Essen
Besteck mit verstärkten Griffen: Für kraftlose Hände, Hände die nicht mehr geschlossen werden können
Besteck mit verdickten Griffen lässt sich mit der ganzen Hand gut greifen, wenn die Kraft in Händen und Fingern fehlt. Die Griffe nutzen die gesamte Handfläche, wodurch beim Schneiden mit der ganzen Hand mehr Druck ausgeübt werden kann. Die Lösungen liegen sicher und stabil in der Hand.
Besteck mit biegsamen Griffen für jede Handform, bei Halswirbel-Einschränkungen und motorischen Einschränkungen von Armen, Händen und Fingern (z.B. nach Schlaganfällen)
Individuell anpassbare Löffel, Messer, Gabel ermöglichen ein selbständiges Essen unabhängig von der Handform und motorischen Einschränkungen, z.B. Bewegungseinschränkungen im Schulter- und Halswirbelbereich. Der lange Griff aus Silikon kann in eine individuelle Form gebogen werden und bleibt in Form bis zum erneuten Biegen. Er kann zum Stabilisieren z.B. auf das Handgelenk angepasst werden. Das Gewicht und der dicke Griff unterstützen dabei, einen Tremor durch festes Greifen auszugleichen.
Einfache Esshilfen bei Tremor
Für viele Menschen mit zitternden Händen/Tremor wird jede Mahlzeit schnell zum Balanceakt. Dafür gibt es einfach zu nutzende Löffelaufsätze, die sich auf handelsübliche Löffelaufsätze aufziehen lassen. Der flexible Silikon-Aufsatz hält Speisen trotz zittrigen Händen sicherer auf dem Löffel. Das weiche Material kann mit den Lippen heruntergedrückt, der Löffel im Mund vollständig geleert werden. Wiederverwendbar und spülmaschinenfest. Ebenfalls für Tremor geeignet ist das Besteck mit biegsamem Griff (siehe oben)
GYENNO Bravo Twist für automatischen Ausgleich von auch starkem Tremor
Der GYENNO Bravo Twist ist ein smartes Löffel-/Gabel-System, das Bewegungen sanft stabilisiert, damit Essen trotz starkem Zittern wieder entspannter gelingt. Im Griff arbeiten Sensoren und ein Motor zusammen: Während des Essens erkennt der Bravo Twist Handtremor und gleicht ihn aktiv aus – Gabel oder Löffel bleiben ruhiger, das Kleckern wird reduziert. Das Ergebnis: Mehr Selbständigkeit und ein Esserlebnis, das sich wieder normal anfühlt – mit Sicherheit und Würde.
Gabel und Löffel werden als magnetische Aufsätze geliefert und sind einfach austauschbar. Mit der Gabel können im Twist-Modus Spaghetti und Nudeln aufgewickelt werden – eine kurze Drehung, und anschließend richtet sich der Aufsatz wieder aus. Die Bravo-Serie ist ausgelegt für Handtremor mit einer Amplitude von ca. 7 cm. Sie ist für Links- und RechtshänderInnen geeignet – der Aufsatz richtet sich automatisch passend aus. Die Aufsätze können im Geschirrspüler gereinigt werden.
Thermo-Geschirr für Esser mit eigenem Tempo
Warme Speisen bleiben länger warm (oder Kaltes länger kühl) mit Thermo-Funktion. Hier wird über große Öffnungen im Rand heißes oder kühles Wasser oder auch Crushed Ice eingefüllt. Antirutsch-Kissen verschließen diese Öffnungen sicher und dienen als Griffe. Die Schale steht durch Antirutsch-Belag am Boden rutschsicher und stabil am Tisch.
Teller mit eingebautem „Kipp-Effekt“: Für das Essen mit nur einer Hand und bei eingeschränkter Motorik
Eine sanfte Schräge im Tellerboden sammelt Speisen an einer Stelle, und der unauffällige Überhang im Tellerrand hilft, Essen leichter auf Löffel oder Gabel zu schieben. Dadurch wird sicheres und selbständiges Essen auch mit nur einer Hand ermöglicht. Am Tellerboden sorgt ein Antirutsch-Ring für Stabilität am Tisch. Dadurch verrutscht er nicht, und er funktioniert bei jeder Führung des Löffels sowie bei Links- und Rechtshändern. Eine kleine, tastbare Markierung (Blindenpunkt) unter der Tellerfahne erleichtert die Orientierung für sehbeeinträchtigte Menschen..
Farbgestaltung mit Kontrasten für z.B. Demenz-Erkrankungen und Sehbeeinträchtigungen
Wie bei den Trinkbechern gilt auch hier: Für Menschen mit Demenz und Sehstörungen sind klare Formen und deutliche Farbkontraste wichtig, da sie besser wahrzunehmen sind und die Orientierung ermöglichen. Rot/Weiß unterstützt bei Einschränkungen des Kontrast- und Scharfsehens besonders gut. Die Farbe Rot regt zusätzlich den Appetit an. So kann das selbständige Essen möglichst lange gewährleistet werden.
Tellerrand-Erhöhung: Für Essen mit nur einer Hand, mit eingeschränkter Arm- oder Handmotorik
Der Rand passt auf alle handelsüblichen Teller mit 20 bis 26 cm Durchmesser und unterstützt dabei, die Speisen leichter auf Löffel oder Gabel zu schieben. Diese Lösung ermöglicht das selbständige Essen mit nur einer Hand bzw. bei motorischen Einschränkungen von Armen und Händen.
Essen ist mehr als satt werden – es ist ein Stück Selbstbestimmung, Würde und Freude am Genuss. Genau hier machen die Alltagshelfer den großen Unterschied: Sie geben Sicherheit, bewahren Rituale und entlasten zugleich pflegende Angehörige. Wer passende Lösungen wählt, fördert Fähigkeiten statt sie zu ersetzen – so bleibt die Selbständigkeit möglichst lange erhalten und der Esstisch wird wieder ein Ort des Genusses.
Unser Eindruck nach den Tests: Hochwertige und schadstofffreie Materialien, smart durchdachte Details (Rutschfestigkeit, Neigungsböden, ergonomische Griffe) und eine dezente Optik schaffen Akzeptanz ohne Stigma.
Wenn Alltagshilfen so praktisch wie schön sind, unterstützen sie nicht nur beim Essen, sondern stärken auch das Selbstwertgefühl aller Beteiligten. Damit Essen bis ins hohe Alter noch mit Genuss verbunden ist.

Author: Anja Herberth
Chefredakteurin