Kontrollierte Wohnraumlüftung und die entsprechende Lüftungstechnik ist nicht nur ein Trend, der sich in den letzten Jahren verstärkt hat. Sie birgt auch ein riesiges Potenzial, um Schimmelbildung zu verhindern, das Wohnraumklima zu verbessern und gleichzeitig Energie zu sparen. Doch trotz dieser Vorteile ist das Thema in der breiten Öffentlichkeit noch nicht ausreichend präsent. Branchenexperten sind sich einig: Die öffentliche Hand sollte verstärkt Maßnahmen ergreifen, um die Einführung kontrollierter Wohnraumlüftung – insbesondere beim Neubau von Gebäuden mit hoher Belegungsdichte – zu fördern.
Extrem hoher Effizienzgrad
In den letzten Jahren hat die Bedeutung des regelmäßigen Lüftens für Lebens- und Arbeitsräume erheblich zugenommen. Die COVID-19-Pandemie hat diesem Trend Auftrieb gegeben. Die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise hat wiederum dazu beigetragen, dass die steigenden Heizkosten für viele Menschen zu einer finanziellen Belastung geworden sind. Das Öffnen von Fenstern zur Belüftung des Raums führt dazu, dass teuer erwärmte Luft nach draußen entweicht. Laut dem Branchenverband „Komfortlüftung Austria“ können an einem einzigen kalten Wintertag bis zu zehn Euro allein durch das Fensterlüften verloren gehen.
Diese Kostenfrage hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen über die Art und Weise nachdenken, wie sie ihre Räume belüften. Jochen Sattelberger, Präsident des Branchenverbandes „Komfortlüftungssysteme Austria“ und Vertriebsleiter bei Pluggit, betont, dass moderne Lüftungstechnik heute über einen „extrem hohen Effizienzgrad“ verfügen, insbesondere im Vergleich zur herkömmlichen Fensterlüftung. Klassische Lüftung kann bis zu 50 Prozent des Energiebedarfs eines Hauses verschwenden, was bedeutet, dass das Geld, das zuvor in die Heizung investiert wurde, buchstäblich aus dem Fenster geworfen wird.
Die gestiegenen Energiekosten in den letzten Monaten haben die Wiederverwendung bereits erzeugter Energie in den Fokus gerückt, und hier kommt die Komfortlüftung ins Spiel, da sie die bereits investierte Heizenergie recycelt. Rainhard Ganster, Produktmarktmanager für Lüftungen bei Hoval, betont die Notwendigkeit, die Nutzung vorhandener Energie stärker zu fördern. Er argumentiert, dass Lüftungswärme, die in Wärmerückgewinnungsanlagen wiederverwendet wird, als erneuerbare Energie anerkannt werden sollte. Das würde nicht nur die Akzeptanz für diese Technologie steigern, sondern auch die Aufmerksamkeit für erneuerbare Energien insgesamt erhöhen.
Lüftungssysteme ins Bewusstsein rücken
Die Forderungen der Branchenexperten gehen jedoch weiter. Sie fordern verbindliche Regeln, die den Einsatz von Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung beim Neubau von Gebäuden mit hoher Belegungsdichte vorschreiben. Dies könnte beispielsweise für Schulen und deren Lüftungstechnik gelten. Energetische Standards wie Klimaaktiv Gold sollten nur an Gebäude vergeben werden, die mit solchen Lüftungssystemen ausgestattet sind. Wohnbauförderungen sollten ebenfalls an die Verwendung von Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung geknüpft werden. Die Sichtbarmachung dieser Systeme im Energieausweis könnte das Bewusstsein stärken und die Branche dazu drängen, die Technologie weiterzuentwickeln.
Die Hersteller arbeiten indes an Innovationen. Unternehmen wie Hoval und Pluggit haben neue Systeme auf den Markt gebracht, die nicht nur die Luftqualität in Innenräumen verbessern, sondern auch den Installationsaufwand für Fachhandwerker reduzieren. Diese Systeme ermöglichen eine effiziente Wärmerückgewinnung, was die Heizkosten senkt und das Raumklima verbessert. Zudem bieten sie eine bessere Kontrolle über die Luftqualität und reduzieren die Schimmelbildung.
Standard in Neubauten
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem effizienten Betrieb und dem geringen Montageaufwand. Diese Entwicklungen sind entscheidend, um kontrollierte Wohnraumlüftung zum Standard in Neubauten zu machen. Die Lüftungstechnik trägt nicht nur zur Gesundheit und zum Komfort bei, sondern leistet auch einen Beitrag zum Klimaschutz. Dadurch könnte kontrollierte Wohnraumlüftung einen entscheidenden Beitrag zur Energieeffizienz und zum Wohlbefinden in unseren Lebensräumen leisten.