„Bedarfsgerechte Gestaltung soll eine unabhängige Lebensführung und die Teilhabe in allen Lebensbereichen ermöglichen“ – Gerhard Nussbaum
Diese neue Bauweise erfordert umfassende Anpassungen und eine erweiterte Perspektive auf das Wohnen. Es geht nicht mehr nur um die Ästhetik oder Funktionalität von Häusern, sondern vielmehr darum, wie diese Gebäude das Leben ihrer Bewohnerinnen und Bewohner unterstützen können. Von intelligenter Beleuchtung über vernetzte Sicherheitssysteme bis hin zu technischen Assistenzlösungen – die Anforderungen an die Bauweise ändern sich grundlegend.
Die Entwicklung von Ambient Assisted Living (AAL) hat nicht nur das Potenzial, das Leben pflegebedürftiger Menschen zu verbessern, sondern fordert auch eine umfassende Neuausrichtung in der Bauindustrie. Neue Normen und rechtliche Anforderungen erfordern ein Umdenken beim Planen und Entwerfen für ArchitektInnen bzw. BauherrInnen. Es ist notwendig, dass sie über die aktuellen Vorschriften im Bereich “Barrierefreies Bauen” Bescheid wissen und diese in ihre Planung integrieren. Diese Normen dienen als Leitfaden, der nicht nur den gesetzlichen Anforderungen entspricht, sondern auch ein Höchstmaß an Sicherheit und Komfort bietet.
Der Fokus beim Planen sollte auf die Gestaltung von behindertengerechten Wohnungen und der barrierefreien Bauweise liegen. Ziel ist es, Wohnräume zu gestalten, die Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen zugänglich sind. Dies erfordert nicht nur die Integration spezifischer AAL-Lösungen, sondern auch eine ganzheitliche Betrachtung der Architektur.
Architektinnen und Architekten stehen vor der Herausforderung, ihre Herangehensweise an die Planung von Wohngebäuden zu überdenken. Sie müssen sich mit neuen Konzepten und Technologien vertraut machen, um AAL-Lösungen in die Bauweise zu integrieren und zukunftsorientierte, zugängliche Wohnungen zu schaffen.
Es geht jedoch über rein technische Aspekte hinaus, wie Gerhard Nussbaum präzisiert: Er hält es für wichtig, die Gesellschaft für diese Thematik zu sensibilisieren, um das Bewusstsein für die Bedeutung von AAL-Lösungen und barrierefreien Wohnungen zu stärken.
Barrierefreiheit & Komfort mitdenken
Es ist wichtig, den Gedanken zu verabschieden, dass Ambient Assisted Living einen exklusiven Status für ältere Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen innehat, denn die Vorteile davon kommen allen zugute. Eine barrierefrei gestaltete Wohnfläche bedeutet automatisch mehr Komfort für jeden Bewohner und Bewohnerin, ist sich Gerhard Nussbaum sicher. Es geht darum, zu erkennen, dass AAL nicht nur für eine bestimmte Gruppe relevant ist, sondern ein Konzept ist, das die Lebensqualität aller Menschen verbessern kann. Nussbaum: „Es soll eine Selbstverständlichkeit sein und muss den ‚besonderen Status‘ verlieren.“
Eine barrierefreie Raumgestaltung schafft nicht nur eine angenehmere Umgebung, sondern berücksichtigt auch die Bedürfnisse der Menschen, unabhängig von Alter, Fähigkeiten und Lebensumständen. Daher sollten wir uns von der Vorstellung lösen, dass AAL-Konzepte nur für bestimmte Gruppen von Vorteil ist, und stattdessen die breite Palette der positiven Auswirkungen auf die Lebensqualität in den Fokus rücken. Ein stufenlos erreichbare Wohnung nützt nicht nur RollstuhlfahrerInnen, sondern es erleichtert und verbilligt auch die Anlieferung von Waren und bringt deshalb dem Betrieb einen Nutzen. Auch für Familien mit Kinderwägen sind stufenlose Bauweisen von Vorteil. So ist AAL eben nicht nur im Wohnraum mitzudenken, sondern generell im Alltag.
Fazit:
Ambient Assisted Living ist somit nicht mehr nur ein Wunsch, sondern eine dringende Notwendigkeit, die eine neue Ära in der Bauindustrie einläuten sollte. Es ist ein Weg, der uns zeigt, wie die Architektur der Zukunft aussieht – eine Architektur, die sich aktiv an die Bedürfnisse einer sich verändernden Gesellschaft anpasst und diese in den Mittelpunkt stellt. Der fortlaufende Prozess ist entscheidend, um den Herausforderungen der modernen Architektur und städtebaulichen Entwicklung gerecht zu werden und nachhaltige, zukunftsweisende Lösungen zu schaffen.
Mehr über das Kompetenznetzwerk KI-I und Gerhard Nussbaum finden Sie hier: https://www.ki-i.at