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Alte Rollenbilder sind in unserer Gesellschaft immer noch fest verankert, Frauen in der Technik noch rar. Das soll sich ändern: Die Role Models-Initiative des OVE macht erfolgreiche Mädchen und Frauen in der Technik sichtbar. Girls! TechUp-Role Model Hüzüme Erkaptan im Interview über ihren beruflichen Weg, was sie antreibt und wie sie die Herausforderung meistert, in einem männerdominierten Umfeld zu arbeiten.
Hüzüme Erkaptan aus Wien ist 21 Jahre jung, arbeitet als Projekt-Ingenieurin bei Toyota Material Handling Austria und absolviert parallel ein berufsbegleitendes Studium für Internationales Wirtschaftsingenieurwesen an der FH Technikum Wien. Und sie ist offizielles „Girls! Tech Up Role Model“: Zum dritten Mal holte der OVE, der österreichische Verband für Elektrotechnik, im Zuge der Nachwuchsinitiative eine junge Frau vor den Vorhang, die ihre berufliche Zukunft in der Technik findet.
Die Initiative soll Mädchen inspirieren – und das aus gutem Grund: „In der gesamten Branche fehlen derzeit rund 14.000 Fachkräfte, jede 4. Stelle bleibt unbesetzt. Vor allem bei den Frauen ist das Potenzial noch bei Weitem nicht ausgeschöpft“, erklärt OVE-Generalsekretär Peter Reichel.
Die Gründe dafür liegen in alten Rollenbildern, die nur schwer bekämpft werden können. Zu tief liegen die Selbstzweifel: Können auch Frauen in der Technik erfolgreich sein? Hüzüme Erkaptan im Interview über Frauen in der Technik, ihren Umgang mit einem männlich dominierten Umfeld und wie Sie ihre Zukunft gestalten möchte.
SBC: Wie hast du deinen Weg in den technischen Bereich gefunden? Gab es ein besonderes Erlebnis oder eine spezielle Inspiration?
Hüzüme Erkaptan: Es gab kein bestimmtes Ereignis. Seit meiner Kindheit habe ich aber viel Zeit mit meinem Vater verbracht und ihm bei Reparaturen im technischen Bereich geholfen. Ich denke, dadurch hat sich mein Interesse an Technik entwickelt. Zudem arbeiten viele Familienmitglieder in der Logistik. Daher war Technik schon immer ein Thema bei uns zu Hause und hat sicherlich mein Interesse geweckt.
SBC: Hast du schon vor dem Studium Erfahrungen oder Ausbildungen im technischen Bereich gesammelt?
Hüzüme Erkaptan: Meine Ausbildung begann an einer HTL, genauer gesagt am TGM im 20. Bezirk. Dort habe ich eine fünfjährige Ausbildung absolviert. Schon in der Unterstufe und in der Volksschule habe ich mich für technisches Werken interessiert und war darin sehr geschickt. Handwerkliche Tätigkeiten haben mir immer gefallen, weshalb ich mir ziemlich sicher war, dass ich in diesem Bereich weitermachen möchte.
SBC: Du arbeitest in der Technischen Planung. Welche Aufgaben sind damit verbunden?
Hüzüme Erkaptan: Meine Aufgabe ist es, Lagerregale zu kalkulieren, die je nach Lagerbedarf variieren können. Das können Schmalgangregale sein, die besondere Geräte erfordern, oder Paletten- und Fachbodenregale. Ich berechne das Gewicht und die statischen Eigenschaften der Regale, um dann Preise festzulegen. Basierend auf dem Lagerlayout präsentieren wir verschiedene Gestaltungsvorschläge, berücksichtigen dabei die Investitionskosten und die effiziente Nutzung der Fläche. Im nächsten Schritt erstelle ich Angebote für den Kunden und unterstütze bei der Entscheidungsfindung.
Für die Berechnungen muss ich viele unterschiedliche Kriterien berücksichtigen, wie zum Beispiel das Budget und die Bedürfnisse der Kunden. Das macht meinen Job so vielfältig und hat meinen Blickwinkel seitdem erweitert.
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SBC: Wie hältst du dich in deinem Bereich über die neuesten technologischen Entwicklungen auf dem Laufenden? Gibt es Möglichkeiten, dich auch außerhalb des Studiums weiterzubilden, beispielsweise bei Toyota Material Handling Austria?
Hüzüme Erkaptan: Natürlich, in dieser Hinsicht gab es viele Möglichkeiten. Mein Vorgesetzter und ich haben viele Zukunftspläne gemeinsam besprochen, um meine Entwicklung voranzutreiben. In unserer Abteilung gibt es zahlreiche Projekte, und wir bemühen uns, dass ich an einigen davon teilnehmen kann. Selbst wenn es nur in geringem Umfang ist, ist es eine großartige Lernerfahrung, einfach dabei zu sein, zuzuhören und mitzuwirken.
Ich hatte bereits verschiedene Verantwortlichkeiten im Bereich Support Logistic Solutions. Und obwohl mein Fokus nun stärker auf der Kalkulation von Lagerregalen liegt, bin ich weiterhin auch in anderen Bereichen involviert. Was das Lernen betrifft, war mein Vorgesetzter eine immense Unterstützung. Als ich letztes Semester in Finnland ein Auslandssemester absolvierte, ermutigte er mich stark dazu. Er half mir bei der Planung, da es nicht einfach war, neben meinem Studium und der Arbeit einen solchen Schritt zu wagen. Seine Unterstützung, ebenso wie die meines Bereichsleiters war großartig.
SBC: Wie siehst du deine berufliche Zukunft in diesem Bereich? Hast du spezifische Ziele oder Ambitionen, ähnlich wie die großen Ziele, die du in Finnland gesehen hast?
Hüzüme Erkaptan: Für mich geht es weniger darum, bestimmte Positionen zu erreichen, sondern vielmehr darum, meinen Weg zu gestalten und flexibel zu bleiben. Ich möchte in verschiedenen Bereichen arbeiten und mich kontinuierlich weiterentwickeln. Bisher hat das gut funktioniert, und ich hoffe, dass es auch in Zukunft so bleibt.
SBC: Welche Fähigkeiten und Eigenschaften sind deiner Meinung nach in diesem Bereich wichtig? Du arbeitest in der Logistik, einem männerdominierten Feld – warum sollten Frauen diesen Sektor erobern?
Hüzüme Erkaptan: Offenheit und die Bereitschaft, Fehler zu machen, sind entscheidend. Es ist wichtig, Dinge auszuprobieren, denn oft lernt man aus Fehlern genauso viel wie aus Erfolgen. Frauen stehen Herausforderungen in vielen Bereichen gegenüber, nicht nur in der Technik. Es ist wichtig, sich von solchen Herausforderungen nicht abhalten zu lassen. Die Vielfalt der Perspektiven und die Fähigkeiten, die Frauen in die Technik einbringen können, sind entscheidend für die Entwicklung und Innovation.
Ihrem Appell: „Die Technik braucht euch, wenn ihr motiviert seid und Interesse habt, dann zögert nicht“ fügt Hüzüme Erkaptan noch weitere abschließende Worte hinzu: „Die Technik benötigt definitiv die Beteiligung von Frauen. Die heutige Technikwelt erfordert weit mehr als nur handwerkliche Fähigkeiten. Vielfältige Denkweisen und Talente sind notwendig, um die Herausforderungen von heute anzugehen. Frauen haben eine entscheidende Rolle in deren Lösung.“
Die Wienerin möchte alle Frauen dazu auffordern, neugierig und wissbegierig zu sein und mutig Chancen zu ergreifen, die sich ergeben bzw. sich für ihre Ziele und Wünsche einzusetzen.
Vielen Dank für das Interview – und viel Erfolg für die Zukunft!
Zur Girls! TECH UP Initiative des OVE:
Alte Rollenbilder sind in unserer Gesellschaft nach wie vor fest verankert, oft fehlt das Selbstvertrauen, auch in der Technik aktiv werden zu können. Initiativen wie „Girls Tech Up“ setzen sich dafür ein, diese Hindernisse zu überwinden. Workshops, Mentoring-Programme, Netzwerk-Programme und Veranstaltungen ermutigen Mädchen und Frauen dazu, ihre Fähigkeiten in den Bereichen Technologie und Innovation zu entwickeln.
Die Role Models-Initiative macht Frauen in der Technik sichtbar und signalisiert: Auch Frauen sind erfolgreich in technischen Berufen aktiv. Mehr Informationen unter https://www.letstech.at/girls-tech-up/
© OVE/Martin Fürthner. Die Auszeichnung wurde von Jurorin Marion Mitsch, Geschäftsführerin des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie, im Rahmen der Abendveranstaltung des OVE Innovation Day in Wien übergeben.