Ein Dorf spielerisch mit Strom versorgen, einen Solarkäfer bauen, oder auch Dioden zum Leuchten bringen: Beim mittlerweile 7. Girls! TECH UP des österreichischen Verbands für Elektrotechnik wurde Technik von Frauen für Frauen erklärt, spielerisch näher gebracht und die Berufsaussichten diskutiert. Und das ist dringend notwendig: Denn während unser Leben immer mehr von Technologie geprägt ist, ist der MINT-Bereich vom Fachkräftemangel geprägt. Die gezielte Ansprache von jungen Frauen hat noch Potential: Von 10.000 Elektrotechnik-Lehrlingen sind nur rund 650 weiblich.
„Einstieg in die Technik für Frauen einfacher machen“
Begründet wurde die Veranstaltungsreihe von OVE Fem, dem Frauen-Netzwerk im Verband, das vor 10 Jahren von Michaela Leonhardt, Head of Green Hydrogen der Burgenland Energie AG, ins Leben gerufen wurde. „Ziel war es, die weiblichen Führungskräfte der Branche zusammenzubringen“, so Leonhardt. Es habe sich sehr rasch gezeigt, dass die Nachwuchsarbeit besonders wichtig sei. Denn Frauen seien immer noch besonders stark in den traditionellen Frauenberufen aktiv.
Girls! TECH UP vernetzt nun die Expertinnen aus den Unternehmen mit jungen Frauen. Leonhardt: „Das Gespräch mit weiblichen Role Models macht den Einstieg für Frauen einfacher. Sie können Technologie vor Ort angreifen und erleben, haben Erfolgsmomente und sehen, dass auch Frauen in der Technik erfolgreich sein können.“ Das Ziel: Ihnen die Vielfalt an Möglichkeiten in der Technik, der IT und Energiewirtschaft zu vermitteln, sodass sie diese Optionen zu den traditionellen Berufen mitdenken.
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Mädchen aus stereotypem Denken herausholen
Die Berufswahl junger Mädchen breiter zu gestalten ist auch das Anliegen der Beratungsstelle „Sprungbrett“, sie ist mit einem Stand vor Ort. „Sprungbrett“ unterstützt junge Frauen, ihre Zukunft selbstbewusst und selbstbestimmt zu gestalten: „Mädchen kommen zu uns und haben das Gefühl, dass Burschen schon mit den Skills auf die Welt gekommen sind, die sie für die technischen Jobs brauchen.“
Das habe sich in den letzten Jahren zwar schon ein wenig gebessert, aber die Botschaft in den Gesprächen ist klar: Dass sie alles können, auch wenn sie ein Mädchen sind. Und: „Man kann in den nicht-traditionellen Jobs viel besser verdienen und ist finanziell unabhängiger.“ Selbst in der Lehrlingsentschädigung sei der Unterschied schon merkbar.
Anette Fexa, Employer Branding Expertin von Frequentis, weist im Gespräch auf eine weitere Entwicklung hin: Typische Frauenjobs z.B. in den Büros werden durch die technologische Entwicklung weniger. Sie betont gleichzeitig eine positive Entwicklung: „Der Umbau am Markt ist da, aber es werden nicht nur Jobs wegfallen, es werden auch neue geschaffen. Und ich glaube, dass diese höherwertiger sein werden.“
Die Herausforderung: Um Frauen anzusprechen, sei eine andere Ansprache notwendig. Fexa: „Eine Ausschreibung, um Frauen anzusprechen muss anders aussehen als für Männer.“ Darauf verweist auch Mina Schütz am Stand von der Forschungsgruppe Data Science & Artificial Intelligence des Austrian Institute of Technology (AIT). Sie appelliert für eine neue Erzählung der Berufsbilder: „Der Bereich der Medienforensik ist noch sehr männerlasting, die Meinung der Frauen sollte in diesem Bereich eine stärkere Rolle spielen“, so Schütz. Die Art, wie IT-ExpertInnen in der Öffentlichkeit dargestellt werden, schrecke junge Frauen aber ab: Immer nur am Laptop sitzend. Dabei sei es ein sehr vielfältiger Job: „Wir haben viel Austausch, ich bin international unterwegs und der Job macht sehr viel Spaß.“
„Die Branche muss zukunftsfit werden- und das funktioniert nur mit Frauen“
Am Stand der HTL Mödling wird ein Smart Home per App gesteuert, erneuerbare Energien und Schaltkreise in Modellen anschaulich erklärt. Schülerinnen aus mehreren Schulstufen sind vor Ort und erzählen aus ihrem Schulalltag. Jennifer Schiffer, Gender- und Diversitybeauftragte der HTL Mödling, beobachtet seit Jahren eine positive Entwicklung, es gebe immer mehr Schülerinnen. Sie ist überzeugt: „Die Branche muss zukunftsfit werden – und das funktioniert nur mit Frauen.“
Auch am Stand der Austria Power Grid (APG) werden die Zukunftschancen in der Technik diskutiert. Jasmina hat Elektrotechnik studiert und ist nach einem Praktikum bei der APG geblieben: „Ich fühle mich gut, ein Teil der Energiewende zu sein.“ Ihre Kollegin Betina appelliert an die Mädchen, aus dem stereotypen Denken auszusteigen: Ein Leben ohne Strom sei nicht mehr vorstellbar, die Jobaussichten daher sehr gut und Kolleginnen jederzeit herzlich willkommen.
Role Model Award: Bis 23. Oktober wählen
Rollen-Modelle, das wird in den Gesprächen klar, sind essentiell: Sie erzählen jungen Mädchen, dass auch sie in der Technik erfolgreich sein können. Mädchen, so der Tenor, trauen sich jetzt bereits viel mehr zu. Anzusetzen sei auch bei den Familien, denn es gebe immer noch Eltern im Widerstand.
Oft fehlt das Wissen rund um die Entwicklungen am Arbeitsmarkt. Michaela Leonhardt ergänzt: „In den letzten 10-15 Jahren hat sich extrem viel getan, es sind viele neue Berufe in den Zukunftsthemen entstanden. Frauen können mit dieser Arbeit die Welt jeden Tag ein Stück besser machen.“
Um jungen Frauen diese Zukunftsjobs näher zu bringen, läuft noch bis 23. Oktober das Voting des Role Model Awards 2023. In selbst gedrehten kurzen Videos vermitteln HTL-Schülerinnen, Studentinnen, Lehrlinge und Expertinnen ihre Begeisterung für die Technik. Noch bis 23. Oktober kann unter girlstechup.at abgestimmt werden.