Irrtümer und Vorbehalte im Zusammenhang mit Wärmepumpen

Wärmepumpen gewinnen nach wie vor an Beliebtheit. Trotzdem finden sich immer noch zahlreiche Vorurteile und Mythen in den Köpfen potenzieller Nutzer. Der Smart Buildings Compass klärt auf und greift die wichtigsten Vorbehalte auf.

Wärmepumpen gewinnen nach wie vor an Beliebtheit. Trotzdem finden sich immer noch zahlreiche Vorurteile und Mythen in den Köpfen potenzieller Nutzer. Der Smart Buildings Compass klärt auf und greift die wichtigsten Vorbehalte auf.

Irrtum 1: „Im Sommer muss man sich nicht mit dem Thema „Heizung“ beschäftigen.“

Ganz im Gegenteil: Gerade die Sommermonate sind die perfekte Zeit, um Vorsorge für die nächste Heizsaison zu treffen und sich vom Fachinstallateur vor Ort umfassend beraten zu lassen. Die heißen Tage sind auch ein drastischer Weckruf, um mit einer nachhaltigen Heizungslösung wie z.B. mittels Wärmepumpe selbst etwas gegen die Klimakrise zu tun, mit der man zu Hause neben Heizung und Warmwasser zudem auch von der praktischen Kühlfunktion profitiert. Denn im Herbst, wenn die Heizperiode startet, sind die Installateur-Betriebe sehr stark ausgelastet und es wird schwer, sich zeitnah einen passenden Beratungstermin zu sichern. Denn das ist die Voraussetzung für eine passgenaue Lösung mit dem besten Kosten-Nutzen Verhältnis. Parallel dazu lässt sich die Urlaubszeit auch dafür nutzen, um sich umfassend über die reichlich zur Verfügung stehenden Förderungen auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene zu informieren.

Irrtum 2: „Eine kompletter Heizungstausch ist mir zu teuer und zu aufwendig, deshalb mache ich jetzt gar nichts.“

Jetzt nichts zu unternehmen ist mit Sicherheit die kostspieligste Variante. Es lassen sich effiziente Schritte setzen, ohne die bestehende Heizung gleich komplett zu ersetzen: Der Umstieg von einem alten Boiler auf einen energieeffizienten Elektrospeicher oder der Einbau einer Warmwasserwärmpumpe sind einfache Maßnahmen ohne große Baustelle. Das ist ein perfektes Beispiel dafür, wie man mit kleinen Investitionen Unabhängigkeit bei der Energieversorgung schafft und gleichzeitig laufende Kosten dauerhaft senkt. Denn Warmwasser schlägt mit einem Anteil von rund 40% bei den Betriebskosten zu Buche. Das Heizungssystem kann dann später ersetzt werden. Beim Umstieg auf erneuerbare Energiequellen sind auch hybride Lösungen wie z.B. die Kombination eines modernen Gas-Brennwert-Geräts mit einer Brauchwasser-Wärmepumpe eine gute Option.

Irrtum 3: „Bei einer bestehenden, noch gut funktionierenden Anlage bringt doch ein Heizungstausch außer hohen Kosten nicht viel.“

Die Erfahrung und ein Blick auf die Betriebskosten zeigt, dass gerade bei Heizungs- und Warmwasseranlagen, die seit mehr als 15 Jahren in Betrieb sind, das größte finanzielle Einsparungspotenzial gegeben ist. Ein Tausch dieser überalterten Anlagen gewährleistet hinsichtlich Energieverbrauch und CO2-Ausstoß den wirksamsten Beitrag zum Klimaschutz. Selbst bei „jüngeren Geräten“ entfalten einfache und günstige Maßnahmen wie ein hydraulischer Abgleich – der auch gefördert wird – oder fachmännische Justierungen der Anlage sowie der Komponenten große Wirkung. Dieses Potenzial gilt es gemeinsam mit Fachinstallateuren auszuloten und zu nutzen. Hier liefert auch der Austria Email „Heizungs-Quick-Check“ auf www.austria-email.at/service/quick-check-heizung praktische Hilfestellung durch Insights zu Umweltbilanz und Einsparungen bei Heizungen im Vergleich.

Irrtum 4: „Wenn das Gebäude in einem energetisch schlechten Zustand ist, brauche ich mich mit Heizung und Warmwasser doch erst gar nicht auseinanderzusetzen.“

Dass man zuerst eine Vollsanierung mit einer kompletten Fassaden-Dämmung und einem Fenstertausch umsetzen muss, bevor man die Heizung erneuert, ist ein hartnäckiger Irrglaube. Als Faustregel gilt: Mit einem Drittel der Investitionskosten lassen sich rund zwei Drittel an Einsparungseffekten bei den Energiekosten erreichen. Wer bei Heizung und Warmwasser sparen will, muss sich also nicht vor enormen Investitionen und einer großen Baustelle fürchten. Denn eine aufwendige Vollsanierung mit großen Umbauten ist oft nicht nötig. Eine Teilsanierung mit überschaubaren Kosten, z.B. ein Warmwasserspeicher- und Heizungstausch und die Dämmung der obersten Geschossdecke reichen meist aus.

Irrtum 5: „Öl und Gas sind ja billiger geworden, aber Strom ist teuer. Da rechnet sich eine Investition in eine Wärmepumpe bzw. in Erneuerbare Energie nicht.“

Laut Österreichischer Energieagentur sinken die Großhandelspreise für Strom derzeit deutlich. Diese Effekte werden zeitnah auch die heimischen Haushalte erreichen, denn die Energieversorger haben bereits Strompreissenkungen eingeleitet. Auch die staatlichen Maßnahmen wie die Strompreisbremse und Energiekostenzuschüsse wirken. Für Öl und Gas werden allerdings nach Einschätzung von Experten wie auch laut der Internationalen Energieagentur im Herbst steigende Preise erwartet. Beim Betrieb von Öl- und Gasheizungen muss man einen wesentlichen Punkt bedenken: Hier gelten seit 2022 schrittweise steigende CO2-Steuern, die fossile Brennstoffe langfristig verteuern. Bei Einfamilienhäusern entstehen jetzt schon Mehrkosten von bis zu 300,- Euro pro Jahr, die aber mit der Nutzung von erneuerbaren Energieträgern vermieden werden können.

Irrtum 6: „Wärmepumpen sind teuer im Betrieb, weil sie viel Strom brauchen.“

Das ist ein klassisches Vorurteil. Der hohe Wirkungsgrad gegenüber anderen Systemen spricht für sich: Mit 1 kW Strom kann eine Wärmepumpe bis zu 4 kW Heizwärme erzeugen, somit stammen 3 kW aus kostenloser Umwelt-Energie. Der heimische Strommarkt ist derzeit stark in Bewegung, die Strompreise sinken und die österreichischen Haushalte profitieren von günstigeren Tarifen. Einzelne Energieversorger bieten mittlerweile spezielle Stromtarife für Wärmepumpen. Auch der aktuelle PV-Boom spricht dafür, denn durch die Anbindung an eine hauseigene PV-Anlage nutzt man den selbst erzeugten Strom. Bei Hitzewellen im Sommer profitiert man außerdem von einer Kühlfunktion und ist nicht ausschließlich auf den stromintensiven Betrieb von Klimaanlagen und Kühlgeräten angewiesen.

Irrtum 7: „Ich möchte zwar etwas gegen die Klimakrise und die steigenden Betriebskosten unternehmen, aber ich kann es mir finanziell einfach nicht leisten“.

Mit einer Wärmepumpe holt man sich ein förderfähiges Heizsystem ins Haus. Die Fördertöpfe sind aktuell so gut gefüllt wie noch nie. Allein für die staatliche Förderungsaktion „Raus aus Öl und Gas“ und die Sanierungsoffensive 2023/24 stehen für Private und Betriebe 940 Mio. Euro zur Verfügung. Auch die Antragsfristen wurden verlängert. Zusätzlich gibt es Förderungen der Bundesländer und der Gemeinden. Hier heißt es schnell und gut vorbereitet sein, um von der maximalen finanziellen Unterstützung zu profitieren. Mittlerweile bieten außerdem viele Banken attraktive Finanzierungsmodelle für den Bereich Energie & Wärme an. Darüber hinaus gibt es spezielle Förderungen für einkommensschwache Haushalte, die eine fossile Heizung gegen ein förderbares Heizsystem wie z.B. Luft/Wasser-Wärmepumpen, Anschlüsse an Fernwärme, Pellet- oder Hackgutkessel tauschen. Hier werden bis zu 100% der Investitionskosten rückerstattet.

Irrtum 8: „Eine Wärmepumpe ist doch nur etwas für den Neubau. Außerdem sind Wärmepumpen nur für Fußbodenheizungen, aber nicht für Heizkörper geeignet.“

Das ist leider ein hartnäckiger Mythos. Richtig ist: Wärmepumpen sind sowohl für Neubauten, als auch für die Sanierung gut geeignet. Sie sind mit Fußbodenheizungen kompatibel, aber auch für Gebäude mit Heizkörpern geeignet. Alles was es dazu braucht ist ein fachkundiger Check durch einen fachkundigen Installateur und eine sinnvolle Planung für den Wechsel des Heizungssystems.

Thomas Mach
Author: Thomas Mach

Artikel teilen
Kommentar hinterlassen