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„Smarte Technologie muss einen echten Mehrwert bringen“

Von außen betrachtet unscheinbar, bei näherer Analyse ein echtes Schmuckstück: Barbara und Michael realisieren im niederösterreichischen Bezirk Tulln gerade ihr Traumhaus.

„Wir haben das Haus vor ein paar Jahren von meiner Familie geerbt. Die Sanierung hätte uns mehr gekostet als ein Neubau. Daher haben wir das alte Haus abgetragen und einen Holzriegelbau aufstellen lassen“ erklärt Barbara, als wir die Baustelle besuchen.

Die junge Familie arbeitet seit 2019 in der Freizeit an der Finalisierung des Hauses. Michaels erste Ausbildung als Installateur kommt dem Bastler sehr entgegen. „Es ist eine gemütliche Baustelle, da wir keinen Stress haben. Auch durch die Covid-Pandemie wird es wohl noch länger dauern. Wir arbeiten aber nahezu alle Wochenenden gemeinsam daran. Freizeit ist gerade sehr rar“, so Michael. Auch Ehefrau Barbara, Sozialpädagogin und damit nicht vom Fach, hat nach und nach viel von Michael gelernt, was beim Hausbau alles zu beachten ist.

Die harte Arbeit lohnt sich: Das Strukturen und die verwendeten Materialien sind gut überlegt, die Handwerker handverlesen. Das Ergebnis wird ein Haus sein, das das Leben der beiden perfekt unterstützt.

„Hitzeschutz heute wichtiger als Kältedämmung“

Zwei Prämissen sind die Basis ihrer Entscheidungen: 1.: Die verwendeten Materialien sollen möglichst nachhaltig und klimaschonend sein. 2.: Hitzeschutz ist durch den voranschreitenden Klimawandel wichtiger als Kälteschutz. „Eigentlich wollten wir kein Styropor als Dämmung benutzen. Bei der Einreichung gab es aber besondere Einschränkungen, da Materialien abseits des Standards einfach nicht vorgesehen sind. Wir waren überrascht, wie wenige Unternehmen mit alternativen Methoden arbeiten“, erzählt Michael über seine Recherche zu Beginn.

Alternative Materialien, wie Lehm oder Jute, werden entweder gar nicht oder nur sehr ungern eingesetzt: „Ein Baumeister meinte, dass man seit Jahrzehnten versucht, den Lehm aus den Gebäuden herauszubekommen.“ Dabei ist das Arbeiten mit Lehm besonders ressourcenschonend, die wärmespeichernden Eigenschaften reduzieren den Heizaufwand und helfen, Energiekosten zu sparen. Lehm regelt auch die Luftfeuchtigkeit zwischen 45 und 55 Prozent ein, da er sehr viel Wasserdampf speichern kann. Das ist im Winter ein großer Vorteil, wenn die Außenluft sehr trocken ist. Der Baustoff lädt die Luft nicht statisch auf und vermindert somit die Staubbildung. (Fun-Fact am Rande: Der Österreich-Pavillon bei der aktuell stattfindenden EXPO in Dubai besteht aus Lehm-Kegelbauten, die laut Medienberichten „für eine intelligente, ressourcenschonende Architektur mit hoher Lebensqualität stehen.“ Der Bau erzeuge durch die spezielle Architektur und dem Baustoff Lehm eine natürliche Luftzirkulation und komme somit ohne technische Raumkühlung aus.)

 

Barbara und Michael mit ihrem Hund "Peanut" in der Baustelle
Hündin "Peanut" schläft mit Wonne auf dem warmen Lehmofen (Credit: Anja Herberth)
Die smarte Steuerung kommt von Loxone (Credit: Michael Bach)
Lehmplatten reduzieren den Heizaufwand und helfen Energie zu sparen (Credit: Anja Herberth)
Lehmspeicherofen (Credit: Michael Bach)
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Der Holzriegelbau ist daher konventionell gebaut, aber im Haus gibt es bereits einen Lehm-Speicherofen, der die Baustelle auch im Winter gemütlich macht. Umgesetzt wurde er von einem Hafner, den sie auf Grund des gewünschten Materials Lehm lange suchen mussten. Besonders liebt ihn Hündin „Peanut“ – sie ist von „ihrem“ Schlafplatz auf dem warmen Ofen nicht mehr wegzubekommen. Der Hafner hat in dem wunderschönen, geschwungenen Ofenkonzept auch gleich einen Brotback-Ofen eingebaut. Die Temperatur im Ofen wird mit einem Sensor gemessen und in das Loxone-System eingebunden.

Ebenso werden die Wände zusätzlich auf der Installations-Ebene mit Lehmplatten bzw. Jute gedämmt. „Wir haben uns zwar den Einbau einer Wohnraumbelüftung überlegt, sind aber davon abgekommen. Das bedeutet einen permanenten Unterdruck im Haus, und man ist damit schon sehr abhängig  von der Elektrik“, erklärt Barbara ihre Entscheidung. Den beiden ist es wichtig, dass das Haus auch bei einer Unterbrechung der Stromversorgung reibungslos funktioniert: „Auch ohne Strom können wir lüften und über den Lehmspeicherofen heizen.“  

Smart – aber mit Mehrwert

Wichtig ist den beiden die intelligente Unterstützung – aber mit Mehrwert. „Der Begriff Smart Home war für mich zuerst negativ behaftet“, erinnert sich Barbara, „Das Licht etwa am Klo von außerhalb mit einer App ein- und ausschalten zu können klang für mich nicht sinnvoll.“ Ein Haus ist nicht „smart“, nur weil man etwas von außerhalb des Hauses steuern kann. Mit der Zeit wurde ihr aber klar, welche Möglichkeiten in smarter Gebäudetechnologie stecken.

Im Haus werden Loxone-Module verarbeitet, allerdings nur mit Verkabelung (also keine Loxone Air-Produkte für die drahtlose Gebäudeautomation). Besonderen Wert legt die Familie auf die Automatisierung bei Licht, Heizung, Temperatursteuerung und Sicherheit. Die eingebauten Automatisierungen helfen bei der effizienten Verwendung der Ressourcen, weiters ist ihnen die Sicherheit des Hauses natürlich ein Anliegen. „Hier bietet uns Loxone einen hohen Sicherheitsstandard, sodass wir für Angriffe von außen sicher sind“, so Michael. Denn: Das System ist grundsätzlich nicht von außen erreichbar.

Weiters sind zum Schutz nicht nur Sensoren zum Einbruchschutz in den Fenstern versteckt: Sicherheit wird hier noch weiter gedacht. In den Treppenaufgang werden Bodenlampen eingebaut, um auch in der Nacht sicher durch das Haus gehen zu können und ohne das Haus durch das Aufdrehen des Ganglichts zu wecken. Weiters sind im Boden Wassersensoren verbaut: „Wir hatten durch feine Risse mehrmals Wassereintritt, insbesondere bei Starkregen. Wenn wir den Boden verlegt haben, sehen wir nicht mehr, wenn es nass oder feucht wird. Daher verlegen wir unter die Bodenplatten Sensoren, die uns in diesem Fall warnen“, erklärt Michael.

Die Basis-Heizung stellt eine Wärmepumpe dar, das Vaillant-System kooperiert auch mit ihrem Loxone-System. In den Basalt-Lava Formplatten verläuft die Verrohrung der Fußbodenheizung: „Diese Platten sind weit weniger träge als andere Materialien und reagieren schnell auf Wärme und Kälte.“ Bedeutet: Es geht sehr wenig Energie verloren. Im Sommer wird die Fußbodenheizung auch zum Kühlen verwendet. Dazu übernimmt Loxone eine Taupunktberechnung und sendet die gewünschte Vorlauftemperatur an das Vaillant-System, um Schwitzwasser zu vermeiden.

Zur Sicherheit ist jeder Wasserverbraucher einzeln abstellbar. „Grundsätzlich ist jeder Verbraucher über Verteiler in jedem Stockwerk einzeln händisch absperrbar. Das Magnetventil sitzt aber in der Hauptleitung. Der Wasserzähler wird über einen Impulsmesser vom Loxone-System ausgelesen. Falls Wasser fließt, aber kein Verbraucher  wie Waschmaschine oder Geschirrspüler läuft und keiner zu Hause ist, der Wasser entnehmen könnte, wird über ein Relais das Magnetventil geschalten und der Zulauf unterbrochen, um Schäden am Gebäude zu vermeiden“, erkärt Michael den Sicherheitsmechanismus.

Die Zisterne wird mit Regenwasser gespeist, das für den Garten verwendet werden soll. (Credit: Michael Bach)
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Bei der Verrohrung wurde darauf geachtet, dass alle Verbraucher einzeln absperrbar sind. (Credit: Michael Bach)
Credit: Michael Bach
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Stromproduktion und -verbrauch im Blick

Auf das Dach soll final eine Photovoltaik-Anlage gebaut werden. Um Stromproduktion und -verbrauch immer im Blick zu haben, möchte die Familie den Stromzähler auslesen können. Mittels eines Raspberry Pi sollen später die Zählerstände ermittelt und aus der Differenz Stromverbrauch und -produktion gemessen werden können Um den Waserzähler auszulesen, ist seitens der Gemeinde ein AES-Schlüssel notwendig – und das ist laut Michael nicht ganz so einfach. 

Steckdosen werden komplett abgeschalten, um Standby-Geräte vom Netz zu nehmen, wenn das Haus in den Standby- bzw. Schlafmodus geht. „Der Kühlschrank bleibt natürlich an, aber TV- und PC-Gerät brauchen keinen Stromzugang, wenn wir nicht da sind.“

Innovative Ideen

Auch im Rest des Hauses sind mehrere smarte Steuerungen geplant: Beim Öffnen der Balkontür fahren die Rolläden automatisch hoch. Im gesamten Haus sind Lautsprecher eingebaut, smart ansteuerbar versteht sich. Beim Bett gibt es zwei Kopfhörer-Buchsen, denn während Barbara gerne vor dem Einschlafen liest, schläft Michael gerne mit laufendem Fernsehgerät ein. Mit den Buchsen vermeidet er, Barbara beim Lesen zu stören.

Besonders ungewöhnlich ist die Idee, einen zentralen Staubsauger zu integrieren: „Das wird ein Unikat. Der Staubsauger steht mit einem großen Staubbehälter zentral im Keller. Im ganzen Haus gibt es eine Verrohrung, an der wir nur mehr einen Schlauch anschließen müssen“, freut sich Barbara. Dadurch ist das Staubsaugen sehr leise und einfach, da nur mehr der Schlauch, und nicht mehr das ganze Gerät durch das Haus gezogen werden muss. Das System startet von alleine, wenn der Schlauch an den Verbindungsstellen angeschlossen wird.

Nachhaltige Wassernutzung

Im Garten ist eine große Zisterne eingegraben: „Wir sammeln das gesamte Regenwasser von den Dachflächen und haben daher immer eine Wasserreserve.“ Die Koppelung an das Wassersystem im Haus haben die beiden aber nicht realisiert: „Die Toiletten hängen an der separaten Steigleitung, welche später eventuell mit Grauwasser betrieben werden könnten, falls wir das wollen. Denn falls es wenig regnet und die Zisterne leer ist, müssten wir die Zisterne mit Trinkwasser befüllen. Falls die Pumpe ausfällt, könnten wir das System auch nicht einfach umschalten.“ Das Regenwasser wird daher primär für den Garten verwendet.

Abschließend sind die beiden mit ihrem baldigen Traumhaus sehr zufrieden: „Wir mussten natürlich Kompromisse schließen, auch aus finanziellen Gründen. Covid hat uns in der Realisierung zeitlich zurückgeworfen. Aber wir haben keinen Stress, und es ist uns wichtig, dass wir bei all der Anstrengung am Ende ein Haus haben, dass uns Komfort und Sicherheit bietet und möglichst energieeffizient agiert.“

Wir bedanken uns bei Barbara und Michael für das Interview!

Anja Herberth
Author: Anja Herberth

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